Männer aufgepasst – Lust weg, Frust hoch?

Wer hier sich selber oder Patienten wiedererkennt, sollte auch an den Testosteronstoffwechsel denken. Selbstverständlich bedeuten passagere Zustände dieser Art nicht gleich eine behandlungsbedürftige Hormonmangelsituation. Als Rhythmustiere mit einer ausgeprägten zirkadianen und jahreszeitlichen Rhythmik sind Schwankungen auch in der sexuellen Lust und allgemeinen Lebensfreude völlig normal. In Zeiten größerer Herausforderungen im Berufsalltag oder auch Privatleben ist die sexuelle Reproduktion nachrangig, was sinnvoll erscheint und nicht direkt pathologisiert werden sollte. Es gebietet also, zunächst die Situation genau zu explorieren und den tatsächlichen Leidensdruck zu objektivieren und einzuordnen.

Besteht jedoch konstant über längere Zeiträume eine deutlich herabgesetzte Libido und der Leidensdruck wird entsprechend als hoch angegeben, so bietet sich eine weiterführende Abklärung an. An erster Stelle ist hier selbstverständlich eine gründliche allgemeinärztliche, urologische und endokrinologische Abklärung zu nennen, um insbesondere ernste Erkrankungen (Depressionen, Hodentumor, Hypophysäre Störungen) vorzeitig zu detektieren und behandeln zu können.

Sofern diese Abklärung unauffällig verbleibt und/oder sich nur grenzwertige Hormonbefunde beim Testosteron gesamt sowie freien Testosteron ergeben, eröffnen sich vielseitige Ansatzpunkte um Abhilfe zu schaffen.

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass es selten singuläre Lösungen gibt. Vielmehr geht es um einen multizentrischen Ansatz unter Einbezug des biopsychosozialen Umfelds des Patienten aber auch von nutritiven bzw. Nährstoff-Faktoren. Um den vorschnellen Einsatz z.B. von verschreibungspflichtigen Testosteron-Ersatzpräparaten wie Salben und Gels zu vermeiden, sollten zunächst diese konservativen Ansätze ausgeschöpft werden.

Ein zentraler Ansatzpunkt ist zum Beispiel der Schlaf: ohne ausreichende Schlaftiefe und –länge kann die Testosteronbiosynthese in der Nacht nicht optimal ablaufen. Häufen sich Nächte mit weniger als sieben Stunden Schlaf oder ist der Nachtschlaf nicht tief genug, kann sich dies auf eine Störung der Gonadenfunktion auswirken. Lange Arbeitstage, ungünstige Nahrungsmittelauswahl zu später Stunde und aufregende Medieninhalte bis in die Nacht hinein sind hier negative Faktoren.

Es sollte somit vorrangig neben ausreichender Bewegung im Freien (7-10.000 Schritte pro Tag gelten als optimal) und Stressmanagement vorrangig für eine gute Schlafhygiene gesorgt werden.

Auch maßvolle Bewegung an der frischen Luft und gezielte, kurze Krafttrainingseinheiten können die T-Werte verbessern. Vermeiden sollte man hingegen eher exzessive Ausdauereinheiten, da diese wiederrum die Stressachse aktivieren und der Testosteronsynthese entgegenstehen.

Von der ernährungsmedizinischen Seite ist eine ausgewogene Ernährung mit einem Fokus auf unverarbeitete, natürliche Lebensmittel zu bevorzugen. Fünf bis sieben Portionen Gemüse und Obst sowie Nüsse und Kerne zählen dazu, ebenso hochwertiges Fleisch und Omega-3-Fettsäuren-reicher Seefisch. Nach vorheriger Labormessung und in Abstimmung mit einem ärztlichen Experten können gezielt z.B. Nährstoffe wie Zink, Bor, Omega-3-Fettsäuren oder Vitamin-D3 zugeführt werden. Um Ungleichgewichte im Stoffwechsel zu vermeiden, ist eine Kontrolle der Parameter unter ärztlicher Begleitung sinnvoll und ratsam.

Mit dem Willen zur Veränderung und etwas Geduld kann die Lust sich dann auch wieder entfalten.

 

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